Oben Radweg, unten Trinkwasser - daneben Datenautobahn und Energiewende-Netz

>> Bei der Einweihung der neuen Infrastrukturtrasse in Dümpelfeld: (v.l.) Theo Waerder, Cornelia Weigand, Katrin Eder und Wolfgang Treis. (Foto: SWB/Werner Dreschers)

12.04.2023, 15:30 Uhr

Der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr und das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität haben nach der Flutkatastrophe als Partner eine besondere Infrastrukturtrasse im Ahrtal realisiert. Am Mittwoch, 12. April, wurde das zehn Kilometer lange Teilstück zwischen Insul und Ahrbrück samt Radweg freigegeben. 

Der Ort für die offizielle Inbetriebnahme bei Dümpelfeld war bewusst gewählt, ist er doch die Verbindungsstelle zwischen den beiden Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr. Auch könnte hier in unmittelbarer Nähe die Energiefabrik Ahrtal (EFAhr) entstehen, ebenfalls ein innovatives Projekt des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr.

Landesumweltministerin ist begeistert

Klimaschutzministerin Katrin Eder zeigte sich vor Ort von dem Ergebnis angetan: „Mit dem Neubau der zerstörten Trinkwasserversorgung wird eine wichtige Lebensader für das Ahrtal wiederhergestellt. Ich freue mich sehr, dass die vom Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr entwickelte und von meinem Haus unterstützte Idee einer ganzheitlichen Infrastrukturtrasse hier konsequent umgesetzt wird. Diese Vorgehensweise reduziert deutlich die Kosten, schafft ein Höchstmaß an Synergien und bietet zusätzliche Möglichkeiten für den angestrebten hochwasserresilienten Wiederaufbau der kommunalen Infrastruktur.“

Die Ministerin übereichte einen weiteren Förderbescheid zum Wiederaufbau an den Zweckverband. Er beläuft sich auf die stattliche Summe von mehr als zehn Millionen Euro.

Andy Becht, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, sagte: „Die sehr schnelle Fertigstellung dieser komplexen und großen Baumaßnahme zeigt die enorme Leistungsfähigkeit der regionalen Unternehmen nach der Flut. Selbst sehr große Materialmengen des Rohrmaterials kommen direkt aus Rheinland-Pfalz. So bleibt die Wertschöpfung in unserem Land. Von der Fertigstellung des Radweges, den der Landesbetrieb Mobilität gemeinsam mit den Kommunen, den Tourismusorganisationen und dem Zweckverband voranbringt, wird auch der wiederaufkeimende Tourismus im Ahrtal profitieren. Die gemeinsame Abstimmung zwischen Zweckverband und Landesbetrieb Mobilität trägt dabei große Früchte.“

Der Kreis setzt auf nachhaltige Technologien

Der Zweckverband hat die Tallinie bereits auf einer Länge von weit mehr als 20 Kilometern wiederhergestellt. Der Wiederaufbau der Trinkwasser-Tallinie wird noch in diesem Jahr weitestgehend abgeschlossen. 

Das Ziel einer nachhaltigen und zugleich zukunftssicheren Energieversorgung im Kreis Ahrweiler verfolgt auch Cornelia Weigand, Landrätin und Verbandsvorsteherin des Zweckverbands: „Wir benötigen eine sichere Energieversorgung, die zugleich von nachhaltigen Technologien getragen wird. Ziel des Kreises ist es, den Energiebedarf perspektivisch CO₂-neutral zu decken. Dafür muss die notwendige Infrastruktur geschaffen werden. Leitungen für beispielsweise Biomethan, Biogas und vor allem Wasserstoff sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig, nachhaltig mit den Ressourcen umzugehen und unseren Beitrag zu leisten, dem fortschreitenden Klimawandel Einhalt zu gebieten. Das entspricht auch den Zielsetzungen der Bundes- und Landesregierung.“

Das sagen Fachleute zum Projekt EFAhr

Namhafte Energieexperten wie Professor Dr. Jens Neumeister und Professor Dr. Stefan Döring, beide von der Hochschule Trier, sehen im Aufbau einer Infrastruktur für grüne Gase im Ahrtal eine zukunftsweisende Möglichkeit, die Energiewende lokal in den Gemeinden umzusetzen und damit eine stabile und sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Professor Neumeister ist vielen Bürgerinnen und Bürgern in den Flutgebieten auch durch seine kompetente Hilfestellung bei Energiefragen und die Bereitstellung von Heizzentralen gut bekannt.

Das neue Leitungssystem ist deshalb für den Betrieb mit klimaneutralen Brenngasen wie Biomethan, Biogas oder Wasserstoff konzipiert. In der Fachpresse oft als „H²-ready“ bezeichnet, also vorbereitet für Wasserstoff. Biogas könnte aus der geplanten Faulgasanlage am Standort der Kläranlage Dümpelfeld eingespeist werden. Möglicherweise könnte durch eine angrenzende Biogasanlage auch noch Bioabfall, der in der Region anfällt, zu Biogas umgesetzt werden. Erste potentielle Zusagen von Winzergenossenschaften und aus der Landwirtschaft zur möglichen Belieferung mit Tresterrückständen oder Bioabfällen liegen bereits vor. 

„Die Energiefabrik Ahrtal (EFAhr) ist keine Utopie mehr, sondern realistisch umsetzbar“, sagt Theo Waerder, Werkleiter des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr. Die Idee, Energie aus der Region für die Region zu schöpfen, werde zudem mitgetragen von den Projektpartnern Westenergie und der Energieversorgung Mittelrhein AG (EVM). 

Das Ahrtal auf dem Weg zu Neuem

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat enormes menschliches Leid sowie unvorstellbare Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursacht. Das Ahrtal hat aber auch eine beispiellose Hilfsbereitschaft erfahren, insbesondere durch private Helfer, Handwerk oder Industrie, aber auch durch Landes- und Bundesregierung. 

Heute ist das Ahrtal in Teilen auf dem Weg zu Neuem. Werkleiter Waerder schlussfolgert: „Wir müssen aus der Katastrophe unsere Lehren ziehen und sie beim Wiederaufbau nutzen. Ein ‚Weiter wie bisher‘ darf es deshalb nicht geben. Der Aufbau einer zukunftssicheren und nachhaltigen Energie- und Wasserversorgung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Umwelt- und Klimaschutz. Der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr will durch sein Vorgehen und Handeln hier einen konkreten Beitrag leisten. Heute wurde ein weiterer Meilenstein dazu gesetzt.“

Lebensader für 30.000 Menschen 

Von Dorsel bis Marienthal verläuft auf einer Länge von 40 Kilometern eine „Lebensader“ für die Trinkwasserversorgung in den Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr mit ihren knapp 30.000 Einwohnern.  Diese wichtige Transportleitung des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr begleitet den 90 Kilometer langen Fluss somit auf fast der Hälfte seines Weges von der Nordeifel zum Rhein und wird von Fachleuten „Tallinie“ genannt.

Für die Wasserversorgung in der Region ist das Ahrtal von besonderer Bedeutung. Zum einen weil hier die zentrale Transportleitung verläuft, andererseits weil aus der Tallinie auch zahlreiche Höhengemeinden über Pumpwerke mit Trinkwasser versorgt werden. Neuerdings ist hieran auch die Gemeinde Blankenheim (Kreis Euskirchen) angebunden, mit der eine gegenseitige Notversorgung vereinbart wurde.

Wiederaufbau nach der Flut 

Wegen der enormen Schäden durch die Flutkatastrophe an diesem Wassertransport- und -verteilsystem hat die neue Infrastrukturtrasse sehr große Bedeutung für den gesamten Wiederaufbau im Ahrtal. Unverzüglich hatte der Zweckverband deshalb alle Kraft auf den Wiederaufbau dieses elementaren Versorgungssystems konzentriert. Sehr schnell wurde leider klar, dass der Tallinien-Abschnitt von Schuld bis Dernau auf einer Länge von mehr als 30 Kilometern vollständig erneuert werden muss. 

Die Planungen wurden intensiv mit den anderen Maßnahmenträgern und den jeweiligen Straßenbaulastträgern abgestimmt, um Synergien zu nutzen, Kosten zu senken und Beeinträchtigungen für Bürgerinnen und Bürger während der Bauzeit zu minimieren. Dabei sollten möglichst viele Gewerke gemeinsam verlegt und schließlich in einer hochwasserresilienten, das heißt  hochwasserbeständigen Bauweise realisiert werden.

Radweg und Datenautobahn in einem

Der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr verlegt seit vielen Jahren neben seinen Wassertransport und -verteilleitungen auch spezielle Leerrohre für die spätere Belegung mit Glasfasern. Hierdurch hat er bereits über 120 Kilometer Leerrohr-Trassen in den beiden Verbandsgemeinden geschaffen. Ermöglicht wurde dies durch eine Genehmigung des Landes Rheinland-Pfalz. Der Zweckverband kann die Leerrohre selbst nutzen, oder sie Telekommunikationsunternehmen für den Ausbau der Glasfaserversorgung zur Verfügung stellen, um schnelles Internet vor Ort möglich zu machen. 

Bei der Erneuerung der Tallinie wurde dieser Ansatz des Verbandes gemeinsam mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität noch weiter gefasst. So werden zusätzlich Abwasserdruckleitungen für das Abwasserwerk der Verbandsgemeinde Altenahr und Leerrohre für Glasfaser- und Steuerleitungen verlegt. Um Chancen zu schaffen für Projekte der Energiewende wurden außerdem Gashochdruck- und Gasmitteldruckleitungen integriert, die das Ahrtal mit klimaneutraler Energie, wie Biomethan, Biogas oder Wasserstoff versorgen könnten. 

Die Infrastrukturtrasse bietet deshalb erhebliche synergetische Vorteile bei Kosten, Zeit und Zukunftsfähigkeit. Zudem ist sie hochwasserresilient. Auf dem Abschnitt von Schuld bis Altenahr wird direkt der Ahrtalradweg mitgebaut. Dies geschieht in enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Mobilität und den Ortsgemeinden. So werden Eingriffe in die Natur minimiert.

Lieferant für Rock am Ring

Der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr versorgt knapp 30.000 Menschen in den Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr mit Trinkwasser. Bei Großveranstaltungen wie Rock am Ring sind es auch schon einmal über 100.000 Menschen, was natürlich die Wasserversorgungssysteme vor besondere Herausforderungen stellt. (DA)
 

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So berichtet die "Zeitung für kommunale Wirtschaft" über das Projekt EFAhr (Energiefabrik Ahrtal).

Die Fachzeitung "Kommunalwirtschaft" widmet ihr Titelthema dem Wiederaufbau im Ahrtal.

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